Die deutsche Arbeiterbewegung formierte sich im 19. Jahrhundert. In dieser Zeit fingen die Arbeiter an, sich zur Vertretung ihrer Interessen zu organisieren. Die ersten Jahre gab es hierfür allerdings keine sozialen, sondern christliche oder bürgerlichliberale Beweggründe. Die sozialen Forderungen der Arbeiterbewegung radikalisierten sich erst nach der Deutschen Revolution von 1848. Diese Veränderung in den Forderungen der Arbeiterbewegung hatte auch Auswirkung auf ihre Organisationsform.
In Bremerhaven und Wesermünde waren es vor allem die Schiffszimmerer, die sich frühzeitig organisierten. Ihr ausgeprägtes Selbstbewusstsein lag an ihrer bedeutenden Funktion im Holzschiffbau. Dies ermöglichte den Bremerhavener Schiffzimmerleuten bereits vor 1848 für Lohnerhöhungen zu streiken. Schon 1849 gründeten sie einen sogenannten „Unterstützungsverein“, eine Art Vorläufer der Gewerkschaften.
Der Verein hatte allerdings hauptsächlich soziale Funktionen und keine politischen und wurde nach wenigen Jahren wieder verboten. Nach der preußischen Machtübernahme gab es eine vorübergehende Liberalisierung der Vereinsgesetzgebung im ehemaligen hannoverischen Königreich. Dies führte dazu, dass 1866 eine Ortsgruppe des „Allgemeinen Deutschen Arbeiter-Verein (ADAV) gegründet werden konnte.
1867 hatte der ADAV bereits 1200 Mitglieder. In dem gleichen Jahr gab es einen großen Streik an dem sich 500 bis 700 Schiffbauhandwerker beteiligten, allerdings blieb dieser ohne großen Erfolg. 1872 beschloss der Arbeiterverein sich der neuen „Sozialdemokratischen Arbeiterpartei“ (SDAP) anzuschließen. In den folgenden Jahren erkämpften die SDAP und die stärker werdenden Gewerkschaften bessere Arbeitsbedingungen.
Allerdings ermöglichte das „Sozialistengesetz“ (1878-1890) den preußischen Behörden die Arbeiterbewegung stärker zu unterbinden. Die Arbeiterorganisationen, die bis dahin ihren Schwerpunkt in den preußischen Gemeinden Geestendorf, Geestemünde und Lehe hatten, wichen nach Bremerhaven aus. Dort ermöglichte ihnen das liberalere Bremer Recht eine freiere Entfaltung. Die Vorläuferpartei der SPD wurde 1890 als „Sozialdemokratischer Verein für Bremerhaven und Umgegend“ gegründet.
Die Ausstellung „Arbeitskämpfe und Arbeiterorganisationen“ im Historischen Museum Bremerhaven beleuchtet die Entwicklung vom „Allgemeinen Deutschen Arbeiter-Verein“ zum „Sozialdemokratischen Verein“ zwischen 1866 und 1924.