Roter Stadtrundgang der SPD-Bremerhaven

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Pestalozzischule

Gründungsort der SPD 1945

Unmit­tel­bar nach der Kapi­tu­la­tion nah­men ehe­ma­lige Mit­glie­der der SPD Kon­takt mit der ame­ri­ka­ni­schen Mili­tär­re­gie­rung auf und mel­de­ten das Recht ihrer Par­tei auf einen Pos­ten in der Ver­wal­tungs­spitze an.

Die Mili­tär­re­gie­rung erlaubte schließ­lich, dass sich bis zu 20 Per­so­nen zu einem „Mei­nungs­aus­tau­sch“ tref­fen dür­fen. Diese Tref­fen durf­ten aller­dings nicht den Cha­rak­ter einer Ver­samm­lung anneh­men.

Am 15. Sep­tem­ber 1945 wurde die Grün­dung von Par­teien im bri­ti­schen Kon­troll­ge­biet auf Kreis­ebene erlaubt, „um das Wachs­tum eines demo­kra­ti­schen Geis­tes in Deutsch­land zu för­dern und um die Abhal­tung freier Wah­len zu einem noch zu bestim­men­den Zeit­punkt vor­zu­be­rei­ten“.

Auch die Ame­ri­ka­ner begrenz­ten die Grün­dung der Par­teien anfangs auf Kreis­ebene. Im Nach­rich­ten­blatt für die Stadt und den Land­kreis Weser­münde Nr. 6, vom 10. Okto­ber 1945 wurde die Bekannt­ma­chun­gen der Mili­tär­re­gie­rung vom 6. Okto­ber 1945 abge­druckt:

  1. In Über­ein­stim­mung mit den Beschlüs­sen der Pots­da­mer Kon­fe­renz kön­nen jetzt demo­kra­ti­sche poli­ti­sche Par­teien gegrün­det wer­den.
  2. Poli­ti­sche Par­teien, die um Aner­ken­nung nach­su­chen, dür­fen sich nicht über die Stadt und den Land­kreis Weser­münde hin­aus erstre­cken.
  3. Alle Grup­pen deut­scher Bür­ger, die eine poli­ti­sche Par­tei bil­den wol­len, müs­sen zu die­sem Zwe­cke einen Antrag bei der hie­si­gen Mili­tär­re­gie­rung stel­len.

Die Grün­dungs­ver­an­stal­tung der SPD fand am 22.10.1945 in der Pes­ta­loz­zi­schule im Raum 27 statt. An der offi­zi­el­len Grün­dungs­ver­an­stal­tung der SPD durf­ten nur 50 Per­so­nen teil­neh­men. Auf die­ser Ver­samm­lung wurde Ger­hard van Heu­kelum, wel­cher die Grün­dung der Par­tei bei der Mili­tär­re­gie­rung bean­tragt hatte, zum ers­ten Vor­sit­zen­den gewählt. Ger­hard van Heu­kelum und alle ande­ren Vor­stands­mit­glie­der waren schon vor 1933 Mit­glie­der der SPD oder sind in der sozia­lis­ti­schen Arbei­ter­ju­gend groß gewor­den.

Die SPD hatte schon sehr gute Vor­ar­beit geleis­tet: Sat­zung und Pro­gramm waren bereits gedruckt, ange­sichts der Papier­knapp­heit die­ser Zeit war dies eine beacht­li­che orga­ni­sa­to­ri­sche Leis­tung. Auf die­ser ers­ten Ver­samm­lung wurde daher nicht nur der Vor­stand gewählt, son­dern auch die Sat­zung und das SPD Pro­gramm beschlos­sen. Die Grün­dungs­ver­an­stal­tung mit 50 ehe­ma­li­gen Mit­glie­dern deu­tete aber eher auf eine Wie­der­er­öff­nung als eine Neu­grün­dung der Par­tei hin. Am 01. Novem­ber 1945 wurde die Par­tei offi­zi­ell von der Mili­tär­re­gie­rung geneh­migt. Mit­glie­der waren, neben Ger­hard van Heu­kelum, Arthur Sei­del, Bern­hard Vogel­sang, Adolf Schus­ter, Bern­hard Loh­mül­ler, Oskar Bran­des, Wal­ter Ballof, Fritz Thiele und Marie von Seg­gern.

Die Mit­glie­der­ver­samm­lung der SPD Weser­münde-Lehe-Bre­mer­ha­ven fand in den ers­ten Jah­ren in der Aula der Theo­dor-Storm-Schule statt, die Tref­fen der Orts­gruppe Gee­ste­münde fan­den in der Hum­bolt­schule statt.

Die Ame­ri­ka­ni­sche Mili­tär­re­gie­rung erließ sei­ner­zeit zwei­mal im Monat einen „poli­ti­cal activity report“. Aus die­sen Berich­ten geht her­vor, dass die Sozi­al­de­mo­kra­ten und die Kom­mu­nis­ten am Anfang die ein­zi­gen poli­ti­schen Kräfte waren, die die Chance nutz­ten, wie­der poli­tisch aktiv zu wer­den.

Die Mili­tär­re­gie­rung ver­mu­tete, dass sie wäh­rend der Nazi Dik­ta­tur der Arbei­ter­be­we­gung treu geblie­ben und häu­fig im Wider­stand orga­ni­siert waren. Dadurch blie­ben sie demo­kra­ti­sche Tra­di­tio­nen und Denk­wei­sen erhal­ten, wäh­rend die bür­ger­li­chen Par­teien eher der Mit­tel­schicht und der Bour­geoi­sie ange­hör­ten und damit völ­lig im Nazi­re­gime und deren Orga­ni­sa­tio­nen auf­gin­gen.

Die Mili­tär­re­gie­rung nahm an, dass in jeder Art von Wah­len in naher Zukunft die Sozi­al­de­mo­kra­ten und die Kom­mu­nis­ten gewin­nen wür­den und dass die Mit­tel­schicht und die Bau­ern sich nicht an den Wah­len betei­li­gen wür­den. Die Mili­tär­re­gie­rung unter­stütze daher Män­ner dabei, bür­ger­li­che Par­teien zu grün­den, um in der Mit­tel­schicht einem Rück­fall ins natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Den­ken vor­zu­beu­gen, wenn sich diese durch Sozi­al­de­mo­kra­ten und Kom­mu­nis­ten nicht ver­tre­ten füh­len wür­den.

(vgl. Ber­sin­ger 1973; Wil­helm, 1996; Stadt­ar­chiv Bre­mer­ha­ven)

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